Immerwelt – Der Anfang (Everlife)

Klappentext:

Tenley ist eine ganz normale Siebzehnjährige, rebellisch und eigensinnig. Nur dass ihre Eltern darauf bestehen, dass sie sich – wie alle anderen – zu einer der beiden verfeindeten Seiten bekennt: Entweder gehört man zu Myriad, dem dunklen Reich der Schicksalsgläubigen, oder zu Troika, dem hellen Reich der Erkenntnis. Vertreter beider Reiche versuchen mit allen Mitteln, Tenley für sich zu gewinnen. Aber sie versteht nicht, warum ausgerechnet sie so wichtig sein soll. Außerdem bemüht sich aus beiden Häusern ein Junge um sie. Sie verliebt sich in einen der beiden. Doch was, wenn sie sich für das Reich des anderen entscheidet?

• Dateigröße: 2540 KB
• ASIN: B0767MTSGF
• Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
• Verlag: HarperCollins; Auflage: 1 (2. Mai 2018)
• ISBN-10: 3959672098
• ISBN-13: 978-3959672092
• Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
• Amazon

Quelle und Textrechte von Klappentext, Cover und Zitaten: Harper Collins

Ich weiß, Geschmäcker sind verschieden und jeder sollte seine eigene Meinung vertreten. Normalerweise fangen Rezensionen bei mir so an, wenn ich etwas negatives zu sagen habe. Aber dieses Mal kann ich einfach nur verstört mitteilen, dass ich die schlechten Bewertungen absolut nicht verstehe?!

Diese Rezension wird zum ersten Mal etwas länger, denn ich möchte gerne einiges zu der Welt sagen, und vielleicht sogar erklären. Also wer das nicht so mag, sollte vielleicht Abschnitte überspringen.

Man beginnt mit “Immerwelt” und ist erst einmal etwas überfordert, das möchte ich gar nicht abstreiten. Die ersten Seiten sind Emails zwischen den Kriegern der jeweiligen Sphäre und ihren Chef´s, und ich fand sie einfach nur witzig, trotz der versuchten Anonymität dahinter. Man erfährt, dass Tenley in einer Art Anstalt untergebracht wurde, um sie dazu zu bringen einen Vertrag zu unterschreiben der ihr zweites Leben bestimmt und die zwei unterschiedlichen Krieger sollen sie für sich überzeugen.

Zu dem Weltenaufbau kann ich euch folgendes sagen ohne zu spoilern:

Es gibt die Erde, auf denen die Menschen ihr Erstleben (erstes Leben nach der Geburt) leben.
Dann gibt es zwei Sphären, in welche die Seelen nach dem Tod ihres ersten Lebens eintreten sollen. Sprich, die Menschen im Buch besitzen zwei Leben. Das Zweitleben ist dann für die Ewigkeit und nach diesem Zweittod gibt es für jede Sphäre eine eigene Glaubensrichtung, wie und ob es ein “danach” gibt.

Troika ist eher die konservativere Sphäre, dem Licht folgend und wenn sie Entscheidungen treffen, lassen sie sich nicht zu stark von ihren Gefühlen beeinflussen. Sie wollen lieber einen festen Standpunkt vertreten, bilden eine Familie, lehnen das Schicksal aber ab und nach dem Zweittod kommt für sie die Stille.  Jeder bekommt den gleichen Vertrag für das Leben in ihrer Sphäre, ohne Ausnahme.

Bei Myriad, die der Dunkelheit zugetan sind, ist das etwas anders. Für sie zählt Macht und Geld, Ansehen und sie handeln meistens total ihrem Temperament entsprechend. Die Ansichten sind teilweise sehr egoistisch, aber sie kümmern sich auch um ihre eigenen Leute und machen für jeden einen eigenen Vertrag. Man kann verhandeln, wie und in welchem Maße luxuriös das Ewigleben sein soll. Für Myriadbewohner gilt das Schicksal, was aber oft eben auch als Ausrede dient um Ereignisse zu rechtfertigen. Ihr Glaube nach dem Tod besteht darin, dass manche Seelen nach dem Tod mit einer anderen Seele verschmelzen um wieder geboren werden.

Jeder Mensch muss sich für eine Sphäre entscheiden. Tust du das nicht, landest du in solchen Zuchtanstalten wie Tenley. Sie ist eine “Ungezeichnete” und man droht ihr damit, dass sie nach ihrem Tod in “Viele Enden” landet. Ein Ort, dessen Existenz noch nicht bewiesen ist und der einfach nur grauenhaft sein soll. Weil Ten für beide Sphären einen wichtigen Platz einnehmen soll, wird sie von allen möglichen Seiten unter Druck gesetzt sich endlich zu entscheiden. Und so kommt es, dass die 17 -Jährige Besuch von Archer (Troika) und Killian (Myriad) bekommt.
Und das Spiel des Lebens kann beginnen….

Tenley ist einfach der Wahnsinn! Ich hab mich scheckig gelacht, als ich sie kennen gelernt habe. Sie ist wirklich eine ganz eigene Persönlichkeit. Ten ist super mutig, schmerzresistent und hat einen großen Tick für Zahlen, was in ihrer Lage aber später verdammt nützlich ist. Sie lässt sich nicht unterkriegen oder zu etwas zwingen, wozu sie einfach nicht stehen kann. Man kann sie nicht so leicht beeindrucken und einschüchtern schon gar nicht. Alle Achtung, diese Prota hat dermaßen Feuer im Hintern, dazu ihre freche Ausdrucksweise und ihr gescheites Wesen, ich habe großen Respekt vor ihr. Aber ich fand sie auch unglaublich sympathisch, denn auch Ten kommt nicht an Gefühlen vorbei und da man die meiste Zeit aus ihrer Sicht liest, stellt man schnell fest, dass auch sie Ängste und Schwächen besitzt. Die Autorin schafft es dadurch, dass ich mich mit ihr total verbunden fühlte und sie fest ins Herz geschlossen habe.

Bei den Kerlen kann ich mich gar nicht entscheiden. Der eine ist wahnsinnig arrogant am Anfang und doch entwickelt er sich weiter und zeigt einem sein Herz und seine tiefgründige Art, seine liebenswerte Seite und den großen Drang doch endlich einmal das Richtige zu tun. Seine Vergangenheit war alles andere als einfach und ich kann sogar nachvollziehen warum er ist, wie er ist.

Der andere ist mein heimlicher Liebling, weil er so gut ist. Anders lässt es sich einfach nicht beschreiben. Er geht zu Beginn lieber auf Abstand, lässt sich nicht so viel anmerken, aber man bemerkt einfach, wie es in ihm arbeitet. Er würde alles tun, um Tenley zu beschützen. Er ist wie ein Fels in der Brandung und auch wenn er eher die Rolle eines großen Bruders einnimmt, würde ich mich sofort für ihn entscheiden. Und nein, es gibt hier keine Dreiecksgeschichte. Ich mag sowas ja überhaupt nicht. Seine starke und vor allem respekvolle Art zu handeln hat mich sehr beeindruckt, und ich habe mein Herz verloren.

Für die Nebencharaktere hat sich Gena Showalter auch sehr viel einfallen lassen. Es gibt sehr viele, die im Vorbeilaufen mal einen kurzen Auftritt haben. Aber die wenigen Wichtigen sind wirklich greifbar gestaltet und ich konnte die Liebe zum Detail der Autorin spüren. Die Eltern von Ten zum Beispiel sind sehr vielschichtig aufgebaut. Hat man zu Beginn des Buches noch den totalen Hass auf sie, weil sie ihre Tochter foltern lassen, damit sie für eine bestimmte Seite unterschreibt, kann ich nach einigen Erklärungen später die Mutter zumindest verstehen.

Auch Gefängnisfreunde gibt es, insofern man sie Freunde nennen kann, und jeder hat ein echt tragisches Schicksal zu verkraften. Ich habe so Rotz und Wasser zum Schluss geheult, weil mich die Emotionen der Situation so mit gerissen haben. ES WAR BOMBASTISCH!

Die Handlung, der Kampf um das Leben von Ten und ihr eigener Kampf sich für die richtige Seite zu entscheiden, ohne es im Ewigleben bereuen zu müssen, ist phänomenal. Hat man sich in die ersten drei bis vier Kapitel reingefuchst, läuft es wie am Schnürchen, denn es wird später noch so oft aufgedrieselt, wer für was steht und warum und weshalb….  Gebt also nicht auf! Es lohnt sich echt.
Es wird von Seite zu Seite spannender, die Nerven liegen blank und die überraschenden Wendungen haben mich aus den Socken gehauen. Die wechselnden Schauplätze sind toll beschreiben und Gena Showalter zeigt hier ganz großes Kino!

Auch gefühlsmäßig ist einiges geboten. Liebe, Freundschaft, Hass, Wut, Traurigkeit bis hin zur Verzweiflung und Erkenntnis, Respekt und Hingabe!

Die Schreibweise der Autorin hat mich vollkommen überzeugt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Es ist kein Buch für Zwischendurch. Die Handlungsstränge sind etwas verwoben und werden oft etwas komplex erklärt, aber mir persönlich hat es so viel Spaß gemacht mal mit voller Konzentration bei einem Buch dabei sein zu müssen. Es liest sich angenehm flüssig und der Humor hat mich oft lauthals lachen lassen. Die Dialoge sind frech und schlagfertig, die Charaktere erfrischend anders mit Wiedererkennungswert.

Ich möchte unbedingt wissen wie es weiter geht und ich kann euch nur empfehlen:
Versucht es! Ihr verpasst etwas!

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar, dass mich in keinster Weise beeinflusst hat.

Ich gebe volle 5 Lilien!