Das steinerne Schloss
Klappentext:
Ein Talisman, der sie beschützt. Eine Sage, die sie verfolgt. Ein Familiengeheimnis, das sie lüften muss. Als Charlie aus dem Nichts von mythischen Kreaturen angegriffen wird, treten ihre Alltagssorgen mit einem Schlag in den Hintergrund. Die einzige Aussicht auf Schutz bietet ein Bündnis mit dem wortkargen Erik, der ihr wie auf Schwingen getragen zu Hilfe eilt. Kann ihr mysteriöser Retter Licht ins Dunkel bringen? Gefangen in einem Labyrinth aus Lügen kämpft Charlie um Antworten. Doch fündig wird sie erst, als es längst kein Zurück mehr gibt.
- Dateigröße: 1442 KB
- ASIN: B07G9JF2SN
- Seitenzahl: 322 Seiten
- Verlag: books2read (15. September 2018)
- Amazon
Quelle und Textrechte von Klappentext, Cover und Zitaten: books2read
* Achtung! Kleinere Spoiler enthalten *
Als Anna Weydt mir ihr Buch vorgestellt hat, fand ich das schon sehr interessant. Der Klappentext macht Lust auf ein Urban Fantasy Buch mit jungen, frischen Charakteren. Leider muss ich ehrlich gestehen, dass die Handlung von meiner Vorstellung nicht weiter hätte entfernt sein können.
Charlotte ist eine Studentin, die wie viele so oft, mit ihren Noten und auch finanziell zu kämpfen hat. Als sie am Abend erst von einem seltsamen Wesen angegriffen und später von einem jungen Mann gerettet wird, ist das kein normaler Abend mehr, wie sie es gewohnt ist. Der gefallene Engel Erik beginnt sie von Anfang an für seine Zwecke zu nutzen und das Spiel beginnt.
Normalerweise würde ich mich mit Details zurück halten, aber um meine Bewertung konstruktiv erklären zu können, muss ich ein paar Dinge klarer erwähnen. Die Autorin hatte eine interessante Grundidee mit dem Paradiesstein und der Macht, die in Charlotte wohnt. Aber die Umsetzung hat mich nicht mitgerissen.
Charlotte ist quasi die ganze Handlung durchgehend am zweifeln und jammern, kommt aber nicht auf die Idee ihren eigentlich recht intelligenten Schlussfolgerungen und Entdeckungen auch so viel Gewicht beizumessen, um andere Entscheidungen zu treffen. Immer wieder bis zum Schluss tut sie klare Gedanken ab und lässt sich von vorne bis hinten ausnutzen. Wundert sich zwar jedes Mal wieder, aber lässt es dann doch wein weiteres Mal zu. Ihre Gefühle berührten mich wenig und ihr naives Handeln haben mich bald wahnsinnig gemacht. Erst am Ende wurde sie etwas mutiger und das passte dann schon etwas besser.
“Engel und Menschen sind nicht dafür geschaffen, sich zu verstehen.”
Charlie sprang fast senkrecht in die Luft. Ungläubig starrte sie auf den alten Herrn, der mit überschlagenen Beinen, am anderen Ende der Bank saß. Sie sich bis an den Rand des Kanals zurück. “Wie kommen Sie hierher?”
(Kapitel 13)
Erik, der männliche Protagonist ist leider ziemlich platt gehalten. Man bekommt eigentlich keinen Einblick in ihn und man erfährt auch nicht eins seiner Geheimnisse, bis zuletzt das Schlimmste aufgedeckt wird und selbst dafür kriegt man keine Erklärung. Ich fühlte mich als würde die Autorin am Ende zu mir sagen, nimm das mal so hin, Charlotte tut es schließlich auch. Natürlich passt das zu ihrem Stand im Buch und das sie wohl jedem irgendwie Vergebung schenken kann. Aber ich war ehrlich schockiert über das Verhalten des Engels und wie er damit durchgekommen ist. Er war mir durch die Bank unsympathisch.
Leider war das bei den anderen Nebencharakteren nicht viel anders. Der Dozent Herr Fries bleibt trotz Hilfe und der später persönlicheren Anrede ein Mann ohne Vornamen oder Hintergrund. Und auch Marie, die Hexe mit dem frechen Mundwerk, dem Hang zu verrückten Klamotten und ihrem eigenen Schutzturm, wird uns nie näher gebracht, als diese Aspekte. Warum lebt sie da allein? Wo ist ihre Familie usw… Fragen über Fragen, die leider nicht geklärt werden.
Die relegionsbezogenen Erklärungen, der Bösewicht im Buch und die schon horrorähnlich angehauchten Szenen eingewoben in ein Fantasysetting haben mich leider auch etwas abgestoßen. Es war zwar echt spannend und die Überraschungsmomente, sowie die Ideen verschiedenen Wesen wie Hexen, Harpyien, Greife, Hydra und so weiter einzubauen, hatte schon etwas faszinierendes, aber das konnte “Das steinerne Schloss” leider für mich nicht mehr besser machen.
Die Schreibweise von Anna Weydt ist dabei eigentlich sogar recht flüssig und abwechslungsreich gestaltet. Man könnte sich von ihrem Stil sicherlich mehr gefesselt fühlen, wenn die Handlung passt und gerade daher finde ich das so schade, das Buch nicht besser bewerten zu können.
Am Schönsten fand ich die Verbindung zwischen Charlie und ihrem Opa. Man spürte, wie sehr sie ihn liebt und wie dringend es ihr ist, dass es Wilhelm gut geht. Aber leider waren auch hier viele fehlende Details im Buch zu verzeichnen. Das andere Positive war der Greif, der oft an Charlotte’s Seite auftauchte und der mir ein Gefühl von Schutz und Heimeligkeit gab. Andere Emotionen, vor allem die angebahnten Gefühle von der Protagonistin habe ich überhaupt nicht nachvollziehen können.
Das Ende war dann schon so drüber über der Authenzität, dass ich das Buch dann mit keinem positiven Gefühl zur Seite gelegt habe. Es lief irgendwie zwar alles zusammen, aber so richtig zufriedenstellend war das nicht.
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.
Ich gebe ganz knappe 3 Lilien.
Anna Weydt
Anna Weydt, 1989 in Hamburg geboren, studierte Germanistik und lebt an der Ostsee. Sie ist gerne unterwegs und lässt die Begeisterung für das Reisen und neue Orte in ihre Texte einfließen. In ihren Geschichten sucht sie nach dem kleinen Funken, der ganze Welten aus den Angeln heben kann.